Entspannung durch Anspannung
- Isabell Kohler
- 10. Jan. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Mai 2019
Das Prinzip von Yoga
Quellen:
(2015) Meyers: Das muskoskelettale System als Tensegrity Struktur. In Anatomy Trains. Urban&Fischer/Elsevier, Amsterdam.
(2015) Kaminoff, Matthews: Yoga Anatomie. Riva-Verlag, München.
Yoga erzeugt Energie
Alle Strukturen sind Kompromisse im Spektrum aus Mobilität und Stabilität. Unsere Myofaszien (s. Blogbeitrag zum Faszientraining) und Kollagenfasergefelchte bilden ein kontinuierliches, einschränkendes, aber justierbares Zugspannungsnetzwerk, das die einzelnen Knochen, Knorpel und die inkompressiblen Flüssigkeitsballons der Organe und Muskeln umgibt, die gegen diese dehnbare Membran nach aussen drücken. Diese Kombination aus zentripetalen und zentrifugalen Kräften, aus Druck und Zug, lassen effiziente und komplexe Biege-, Scher- und Torsionsmuster zu.
Entgegen der herkömmlichen Vorstellung, dass das unterste Element (Füsse) lokalisiert die gesamte Kompressionsspannung trägt, wird die Spannung in der Tensegrity-Anschauung des Körpers verteilt. Solange Druck- und Zugkräfte im Gleichgewicht sind, ist die Struktur stabil. Wenn eine Last auf eine Ecke wirkt, gibt die gesamte Tensegrity Struktur ein wenig nach um die Kraft aufzunehmen. Dabei wird die Last entlang Spannungslinien über die gesamte Struktur verteilt. Vielleicht bricht sie unter zu viel Last, aber nicht unbedingt da, wo sie belastet wurde, sondern an einer Schwachstelle. Das Aufspüren solcher vorbelasteten Schwachstellen, kann dazu beitragen die gesamte Ordnung wiederherzustellen und damit Verletzungen vorzubeugen.
Vorspannung und elastische Energiespeicherung (LTE=Lightness through engagement):
Tensegrity-Strukturen werden mit zunehmender Belastung immer steifer, bis sie zerreissen. Durch Erhöhung der Vorspannung entwickelt sich ein straffer säulenartiger Widerstand und das Mass der Last, das die Struktur ohne Verformung aushalten kann, erhöht sich (Bsp. Aktivierung des Schultergürtels bei Klimmzügen). Mehr neuromuskuläre Kontrolle sollte dagegen die Strategie für unvorsehbare Belastungen sein (Bsp. Sprung über einen Bach).
Intrinsisches Gleichgewicht durch anatomische Stützmechanismen
Die Tensegrity-Struktur im Ruhezustand beruht auf einem dynamischen Gleichgewicht einander entgegenwirkender Kräfte. Wenn man eine solche Struktur deformiert, wird zusätzliche Energie aufgenommen – und wieder abgegeben, sobald die Struktur in den Ausgangszustand zurückkehrt.
Die knöchernen Komponenten des Oberkörpers Wirbelsäule, Brustkorb und Becken sind natürlicherweise durch mechanische Spannung zusammengeschnürrt (Brustbein, Symphyse, Bandscheiben).
Ein Erkennen und Lösen des gewohnheitsmässigen entgegengesetzten Muskelansatzes (Verspannungen), welcher diese natürliche Tendenz des Körpers sich selbst aufrecht zu halten hemmt, ist wesentlich im Yoga:
Das intrinsische Gleichgewicht erklärt auch warum jede Bewegung der Wirbelsäue, des Beckens und des Brustkorbs eine potentielle Energie erzeugt, welche den Körper wieder in den Ausgangszustand zurückbringt. Das selbe offenbart sich auch in den Druckunterschieden in Brust- und Bauchhöhle. Yoga setzt also potentielle Energie im Körper frei.

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